Bevor wir zu den Plattformen kommen, ein paar wichtige Entwicklungen, die den Kontext prägen – für Betriebe relevant, weil sie beeinflussen, wie und wo man Lehrlinge findet:
- Ende 2022 waren in Österreich 108.218 Personen in Lehrausbildung, davon 101.939 in Betrieben. Das ist ein Plus gegenüber 2021.
- Die Zahl der Lehranfänger:innen (im ersten Lehrjahr) stieg 2022 um rund 8,2 % im Vergleich zum Vorjahr.
- Es zeigt sich ein Lehrstellenüberhang in vielen Bundesländern: Angebotsseitig sind mehr offene Lehrstellen als Lehrstellensuchende gemeldet.
- Gleichzeitig ist die Attraktivität der Lehre wieder gestiegen: Laut Umfragen sind Lehrlinge ziemlich zufrieden mit ihrer Ausbildung, insbesondere mit dem, was sie praxisnah lernen und wie sie auf das Berufsleben vorbereitet werden.
Das heißt: Der Markt hat sich 2022 gefestigt nach den Corona Jahren, und digital sichtbare Lehrstellenangebote werden wichtiger.
🛠️Welche Plattformen gibt es & wie funktionieren sie
Für Ausbildungsbetriebe sind Lehrstellenplattformen nicht alle gleich. Hier sind wichtige Plattformen in Österreich, ihre Funktionen, Vor und Nachteile.
Plattform | Was bietet sie an / Besonderheiten | Vorteile für Betriebe | Mögliche Schwächen / Herausforderungen |
---|---|---|---|
AMS / WKO Lehrstellenbörse („alle jobs“ / AMS eJob Room / Lehrstellenbörse AMS WKO) | Offizielle Plattformen, viele offene Lehrstellen, Verbindung zu regionalen Kammern. Jugendliche finden Lehrstellen über „alle jobs“ App auch mobil. | Hohe Reichweite, Vertrauen, offizielle Angebote – ideal, um sicherzustellen, dass das Angebot sichtbar ist. Meist kostenlos oder geringe Kosten. | Konkurrenz ist groß, Anzeigen können sich ähneln; manchmal nicht genug spezifiziert (z. B. betrieblicher Ausbildungsinhalt, Aufgaben) – Kandidaten haben teilweise wenig differenzierte Info. |
Lehrberuf.info | Eines der großen Lehrstellenportale, bietet Berufstests, Firmenverzeichnis, Bewerbungsmöglichkeiten. | Gute Sichtbarkeit; erreicht viele Jugendliche; bietet Tools zur Berufsorientierung, was Bewerberqualität verbessern kann; Anzeigen selbst verwaltbar. | Manchmal Kosten für Zusatzfunktionen; in manchen Regionen möglicherweise weniger stark genutzt als lokale Plattformen. |
AUBI plus.at Österreich | Erweiterung des bekannten deutschen Ausbildungsportals nach Österreich. Lehrstellen, duales Studium, Profilbildung, Suchfunktionen mit Filterfunktionen etc. | Bringt Erfahrung, gutes Interface, Profile, Berufs-Check & Matching; Bewerberdatenbank, für Betriebe interessant, um auch Bewerber:innen zu erreichen, die über reguläre Lehrstellenbörsen hinaus suchen. | Konkurrenz mit lokalen Plattformen; Kosten für Inserate können höher sein als bei offiziellen oder lokalen Angeboten; Manchmal wird der lokale Bezug und Regionalität von Bewerbern stärker gewünscht. |
Lehrstellenportal.at | Portal speziell für Lehrstellen; bietet Filterung nach Beruf, Region, Ausbildungsart etc. | Klar strukturiert, fokussiert auf Lehrstellen; gute Übersichtlichkeit für Jugendliche; Möglichkeit, gezielt zu inserieren und passende Kandidaten zu finden. | Kann sein, dass Reichweite nicht in allen Regionen gleich groß ist; Preismodelle weniger transparent; evtl. weniger Zusatzservices als große Portale. |
Lehrlingsportal.at | Offene Lehrstellen mit Filteroptionen, Merklisten etc. | Nützlich zur Ergänzung: zusätzliche Präsenz; oft mit Fokus auf regionale Angebote; manchmal geringerer Wettbewerb bei Inseraten → stärkeres Auffallen möglich. | Weniger Bekanntheit in manchen Bundesländern, daher evtl. weniger Bewerber; evtl. eingeschränkte technische Funktionen oder Support im Vergleich zu großen Anbietern. |
Entwicklungen 2022: Digitalisierung, Sichtbarkeit & Erwartungen
Einige Trends, die 2022 besonders sichtbar wurden und für Betriebe wichtig sind, die Lehrlinge suchen:
- Mobile Nutzung & App unterstützung
Jugendliche suchen zunehmend über Smartphones und Apps. Portale mit App oder mobil freundlichen Webseiten gewinnen an Bedeutung. Modelle mit Push Benachrichtigungen, Favoritenlisten etc. helfen. - Filter & Matching
Es reicht nicht, nur eine Lehrstelle online zu stellen. Gute Portale bieten Filter (Ort, Branche, Ausbildungsdauer etc.), manchmal Matching Mechanismen, die passende Kandidat:innen vorschlagen. Diese Tools erleichtern Betrieben die Vorauswahl. Beispiele: Lehrberuf.info und Lehrstellenportal.at bieten solche Filter. - Berufsorientierung & Zusatzangebote
Viele Portale kombinieren Lehrstellenbörse mit Berufsinfo, Berufstest, Bewerbungstipps. Diese Angebote helfen dabei, dass Bewerber:innen besser vorbereitet sind, was für Betriebe weniger Aufwand bei der Auswahl und Einarbeitung bedeutet. - Regionale Präsenz bleibt wichtig
Junge Menschen schauen oft lokal: wie weit ist der Betrieb entfernt, wie ist der Arbeitsweg, wie bekannt ist die Lehrstelle in der Region. Betriebe, die auf regionalen Plattformen präsent sind, haben Vorteile. Auch Lehrstellen Apps wie Adlehr mit stark regionalem Fokus sind hier relevant. - Wettbewerb & Sichtbarkeit
Da immer mehr Lehrstellenangebote verfügbar sind, steigt der Wettbewerb unter Betrieben um Bewerber:innen. Sichtbar sein heißt nicht nur präsent sein, sondern gut präsentiert: klare Beschreibung, attraktive Benefits, gute Darstellung der Ausbildung, Betrieb etc.
💡Empfehlungen für Betriebe: Wie man Plattformen effektiv nutzt
Damit Ihre Lehrstellenangebote auf den Plattformen auch tatsächlich gute Bewerber:innen bringen, hier ein paar bewährte Tipps:
- Mehrere Plattformen nutzen: Mindestens eine offizielle (AMS/WKO), ein großes Portal wie Lehrberuf.info oder AUBI plus, plus gegebenenfalls eine lokale oder regionale Plattform. So decken Sie Reichweite und Regionalität ab.
- Attraktive & informative Inserate: Geben Sie nicht nur die Basics an (Dauer, Ort, Beruf), sondern auch: Was lernt der Lehrling konkret? Welche Aufgaben? Betriebsklima? Entwicklungsmöglichkeiten? Mögliche Benefits (z. B. Unterstützung, Übernahme, Förderung) machen Unterschiede.
- Sichtbarkeit erhöhen: Achten Sie auf gute Auffindbarkeit (z. B. per Suchmaschinenoptimierung, Social Media, gute Keywords), darauf, dass Inserate aktuell sind, und reagieren Sie zeitnah auf Bewerbungen.
- Niedrigschwellige Bewerbungsoptionen anbieten: Einfache Wege zur Bewerbung (digital, Formular, evtl. WhatsApp oder kurzer Lebenslauf), um Barrieren zu reduzieren.
- Regionale Identität nutzen: Wenn Ihr Betrieb lokal verankert ist, das klar kommunizieren. Junge Talente möchten oft Teil der Gemeinde sein und nicht täglich große Strecken pendeln.
- Feedback & Monitoring: Fragen Sie: Woher kamen Bewerber:innen? Welche Plattform hat wie viele gute Profile gebracht? Was haben Bewerbende über den Bewerbungsprozess gesagt? So optimieren Sie Ihre Präsenz und Ihre Auswahl.
🎯Fazit
2022 war für die Lehrlingsausbildung in Österreich ein gutes Jahr: steigende Zahlen, größere Akzeptanz, mehr Lehrstellenangebote. Für Betriebe heißt das: mehr Chancen, aber auch mehr Wettbewerb.
Die Lehrstellenplattformen spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie sind oft der erste Anlaufpunkt für junge Leute, die sich orientieren und bewerben. Plattformen wie AMS/WKO, Lehrberuf.info, AUBI plus, Lehrstellenportal.at, und lokale Angebote haben jeweils ihre Stärken.
Für Betriebe lohnt es sich, eine Kombination dieser Plattformen zu nutzen, das Angebot ansprechend zu gestalten, auf Mobilität und regionale Sichtbarkeit zu achten und den Bewerber:innen so viele Informationen und unkomplizierte Wege wie möglich zu bieten. Wer das schafft, hat gute Chancen, geeignete Lehrlinge zu finden – auch in Zukunft.
Foto von Luca Sammarco
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